Frankfurter Neue Presse – Aktiv für das Gemeinwohl

Ehrenamt gewürdigt: SPD-Preise gehen dieses Jahr nach Limeshain, Echzell und Niddatal


Am vergangenen Donnerstagabend fand im Kurhaushotel Bad Salzhausen zum inzwischen dreizehnten Mal die jährliche Verleihung der Ehrenamtspreise der SPD Wetterau statt.Seit 2001 würdigt die Wetterauer SPD ehrenamtliches Engagement von Vereinen und Organisationen mit einem Preis. In diesem Jahr wurden gleich drei Vereine für historische, kulturelle und politische Projekte geehrt: Der Geschichts- und Kulturverein Limeshain, der Niddataler »Kulturelles & Kommunales« sowie die »Grätsche gegen Rechtsaußen« aus Echzell.

Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr der Geschichts- und Kulturverein Limeshain, die „Grätsche gegen Rechtsaußen“ Echzell und der Verein „Kunst und Kommunales“ aus Niddatal-Assenheim. Musikalisch untermalt wurde der Abend durch das Niddaer „Duo Bravo“ mit dem „ungarischen Teufelsgeiger“ Robert Varady und der Pianistin Iryna Schatylo.

In seiner Begrüßung betonte der Wetterauer SPD-Vorsitzende Joachim Arnold die Bedeutung des Ehrenamtes für die Gesellschaft: „Wer für das Gemeinwohl aktiv ist, stützt die Demokratie und das soziale Miteinander. Mit der Verleihung des Ehrenamtspreises möchte sich die SPD sich herzlich für dieses freiwillige Engagement bedanken“ betonte Arnold.

Als Erste hielt die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl ihre Laudatio auf den Geschichts- und Kulturverein Limeshain: „Seit der Vereinsgründung 2001 folgten bis heute zwölf Jahre Engagement, etwa für den Bau der Ortseingangsschilder, die Verfüllung des Limesschnitts und die Bonifatiusroute.

Einzigartig in Deutschland

Im Jahre 2010 nahm der Verein sein bisher ehrgeizigstes Projekt in Angriff, nämlich die Rekonstruierung des Limes-Wachtturms, der in diesem Jahr eröffnet werden konnte. Er ist der einzige in antiker Technik rekonstruierte römische Turm, den es in Deutschland gibt“, sagte Gnadl.

Im Anschluss ehrte Matthias Görlach, SPD-Vorstandsmitglied aus Butzbach, den Echzeller Verein „Grätsche gegen Rechtsaußen“. Er erinnerte an die problematische Situation in Echzell, nachdem der mittlerweile zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilte „Schlitzer von Echzell“ eine Hofreite in der Gemeinde erworben und zu einem Treffpunkt für Rechtsextreme ausgebaut hatte. Diesem Treiben habe sich der Verein aktiv entgegengestellt, Gesicht gezeigt und mit Informationsarbeit und Veranstaltungen eine Gegenöffentlichkeit erzeugt, lobte Görlach.

Fahrt nach Straßburg

Die Laudatio auf den dritten Preisträger des Abends übernahm der ehemalige SPD-Landtagskandidat Jochen Schmitt, der den Verein „KuK – Kunst und Kommunales“ aus Niddatal auszeichnete. Neben kulturellen und kulinarischen Veranstaltungen sorge der Verein im kommunalen Bereich etwa für Dorfverschönerungen, wie die Bepflanzung der Blumenkästen an der Niddabrücke und den Einsatz für den Erhalt des alten Assenheimer Ortskerns.

Jeder der drei geehrten Vereine bekam die Ehrenamtsrose der Wetterauer SPD, die von der Ortenberger Künstlerin Ulrike Obenauer gestaltet wurde, sowie eine Urkunde überreicht. Außerdem konnten sich die Preisträger über einen Gutschein für eine Fahrt nach Straßburg mit einem Besuch des Europäischen Parlaments freuen.

 

© Frankfurter Neue Presse  26.11.2013


Wetterauer Zeitung – SPD-Ehrenamtspreise für drei Vereine

Seit 2001 würdigt die Wetterauer SPD ehrenamtliches Engagement von Vereinen und Organisationen mit einem Preis. In diesem Jahr wurden gleich drei Vereine für historische, kulturelle und politische Projekte geehrt: Der Geschichts- und Kulturverein Limeshain, der Niddataler »Kulturelles & Kommunales« sowie die »Grätsche gegen Rechtsaußen« aus Echzell.

Die Auszeichnung ist den Ehrenamtlichen am Donnerstagabend im Kurhaus in Bad Salzhausen verliehen worden. Landrat Joachim Arnold betonte während der Ehrung die Bedeutung des Ehrenamts für die Gesellschaft. Die Kommunen seien finanziell nicht in der Lage, vieles, was von Bürgern freiwillig geleistet werde, zu bezahlen. Noch wichtiger aber sei, dass die Menschen in der Region mehr Kreativität und Kompetenz für ihre Bedürfnisse entwickelten, als es eine Verwaltung könne. Die drei mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichneten Projekte zeigten, wie dazu beigetragen werden könne, das Zusammenleben der Menschen zu verbessern.

SPD-Mann Jochen Schmitt berichtete, obwohl er bereits 44 Jahre in Karben wohnt, habe er die Arbeit des Vereins »Kulturelles & Kommunales« (KUK) im benachbarten Niddatal viele Jahre nicht bemerkt. An einem Sonntagmorgen im Sommer dieses Jahres sei er auf das durch den KUK-Assenheim organisierte Frühstück an der Nidda gestoßen. Er habe erfahren, wie vielfältig der Verein das kulturelle Leben in der südlichen Wetterau bereichere. Die Mitglieder organisierten Kunstausstellungen und Diskussionsrunden, Lesungen, die Aufarbeitung der Altstadtkultur und die Vorstellung fremder Kulturen unter dem Motto »Vielfalt statt Einfalt«. Mit dem Assenheimer Altstadtfest und dem Niddataler Weihnachtsmarkt trage der KUK genauso zur Belebung der Region und Begegnung von Menschen bei wie mit dem inzwischen traditionellen Gänseschmaus im November. Zudem kämen Verschönerungsaktionen in der Gemeinde, etwa die Bepflanzung von Blumenkästen, die Pflege alter und die Anlage neuer Alleen oder die Erhaltung kultureller Werte.

»Ihre Arbeit ist für mich Beleg, dass auch in kleineren Kommunen ein facettenreiches, politisches und kulturelles Leben möglich ist«, lobte Schmitt. Der KUK biete trotz fehlender öffentlicher Mittel den Bürgern eine Bereicherung des öffentlichen Lebens. Renate Hofmann, Vorsitzende des Vereins, dankte für die Auszeichnung für 13 Jahre des kulturellen aber auch künstlerischen Schaffens. Das sei Anreiz, »das mindestens noch 13 Jahre« zu tun.

Auch die »Grätsche gegen Rechtsaußen« aus Echzell wurde geehrt – ein Verein, »von dem ich wünschte, dass er nicht nötig wäre«, sagte Dr. Matthias Görlach. Entstanden war der Verein aus dem Gedanken heraus, etwas gegen den Zuzug von Rechtsradikalen zu unternehmen. Die Aktionen der »Grätsche gegen Rechtsaußen« hätten nicht nur gezeigt, dass es in Echzell entschiedenen Widerstand gegen Extremismus und Intoleranz gebe. Sie hätten auch den Erfolg gehabt, dass die Strukturen, die dort von Rechtsradikalen aufgebaut werden sollten, schnell wieder zerfielen, berichtete Görlach. Der Verein werde ausgezeichnet, weil er das Grundproblem, das hinter dem Auftauchen von Rechtsradikalen stehe, erkannt habe und weiter bearbeite. Durch Zusammenarbeit mit anderen Vereinen kläre die »Grätsche« über rechtsradikale Tendenzen und Gedanken auf.

Der Vorsitzende des Vereins, Manfred Linss, wies darauf hin, dass »angesichts des Vormarschs der rechten Populisten in Europa und der Wetterau« die Aufklärung nötiger denn je sei. »Kleinigkeiten, die in Richtung Rechtsextremismus gehen«, seien im Alltag überall anzutreffen. Seine Vorgängerin als Vorsitzende, Olivia Bickerle, dankte SPD-Landtagsabgeordneter Lisa Gnadl, die den Verein von Anfang an begleitet und unterstützt habe. »Es hat in der Vergangenheit für uns in Echzell körperliche und psychische Repressalien gegeben«, erinnerte sie. Die Auszeichnung mache Mut, weiterzuarbeiten.

Der Geschichts- und Kulturverein Limeshain wurde unter anderem für seine Rekonstruktion eines Limeswachturms ausgezeichnet. Möglich wurde das Projekt durch das Engagement der Mitglieder. Aber auch durch die Gemeinde, die nie einen Zweifel daran aufkommen ließ, dass sie das Projekt mitträgt. So war Bürgermeister Adolf Ludwig bei der Einweihung in germanischer Gewandung erschienen.

Lisa Gnadl skizzierte in ihrer Laudatio die verschiedenen Stationen – von der Vereinsgründung, über erste Aktionen bis zum fertigen Turm. Sie wies darauf hin, dass der Turm als einziger der Limeswachtürme, die an der Grenzlinie wieder aufgebaut worden seien, konsequent in alten Arbeitstechniken und -materialien errichtet worden sei. Sie habe den Turm in der Entstehungszeit mehrmals mit ihrer Familie und mit politischen Freunden besucht. »Immer wieder konnte ich die große Begeisterung der Mitglieder und Besucher erleben«, sagte Gnadl. »Das macht den besonderen Charakter des Vereins aus.«

 Die Vorsitzende des Vereins, Stine Kockrick, erwiderte, die Mitglieder seien in den 1990er Jahren noch für die Idee belächelt worden, einen Wachturm zu rekonstruieren. »Wir hatten keine Ahnung, dass wir in so kurzer Zeit die Eröffnung feiern konnten«, sagte sie. »Wir werden in der Zukunft und den nächsten Jahren zeigen, dass wir dieses Ehrenamtspreises würdig sind«, versprach Kockrick. Weitere Projekte seien bereits in Planung. »Kommen Sie zu uns nach Limeshain, wir sind einen Ausflug wert.«

 

© Wetterauer Zeitung  24.11.2013

 

 

Kreis-Anzeiger – Kreativ und kompetent

Ehrenamtspreis Wetterauer SPD zeichnet Vereine aus Limeshain, Echzell und Assenheim aus

Seit 2001 würdigt die SPD Wetterau besonderes ehrenamtliches Engagement in Vereinen und Organisationen mit einem Preis. In diesem Jahr wurden drei Vereine aus Limeshain, Echzell und Assenheim für historische, kulturelle und politische Projekte geehrt.

Landrat Joachim Arnold betonte die Bedeutung des Ehrenamts für die Gesellschaft. Die Kommunen seien finanziell nicht in der Lage, vieles zu bezahlen, was von Bürgern freiwillig geleistet werde. Wichtiger sei jedoch, dass die Menschen in der Region mehr Kreativität und Kompetenz für ihre Bedürfnisse entwickelten, als es eine Verwaltung könne. Die drei ausgezeichneten Projekte zeigten, wie das Zusammenwirken von engagierten Bürgern und Kommunen dazu beitragen könne, das Zusammenleben der Menschen zu verbessern.

Der Geschichts- und Kulturverein Limeshain wurde unter anderem für seine Rekonstruktion eines Limeswachtturms ausgezeichnet. Möglich wurde das Projekt durch das außergewöhnliche Engagement der Mitglieder. Aber auch die Gemeinde, allen voran Bürgermeister Adolf Ludwig, ließ nie einen Zweifel daran, dass sie die Rekonstruktion mitträgt.

Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl skizzierte in ihrer Laudatio die verschiedenen Stationen von der Vereinsgründung über erste Aktionen bis zum fertigen Turm. Sie wies darauf hin, dass dieser als einziger der Limeswachttürme, die an der Grenzlinie wieder aufgebaut worden seien, konsequent mit Arbeitstechniken und -materialien der Römer errichtet worden sei. Sie habe den Turm in der Entstehungszeit mehrmals mit ihrer Familie, aber auch mit politischen Freunden besucht. „Immer wieder konnte ich die Begeisterung der Mitglieder und Besucher erleben“, erklärte sie. „Das macht den besonderen Charakter dieses Vereins aus.“

Vorsitzende Stine Kockrick berichtete, dass die Mitglieder in den 90er Jahren noch belächelt worden seien für die Idee, einen Wachtturm zu rekonstruieren und Tourismus nach Limeshain zu bringen. „Wir hatten keine Ahnung, dass wir in so kurzer Zeit die Eröffnung feiern konnten“, wundert sie sich noch heute, welche Dynamik das Projekt entwickelt hat.

„Wir werden in der Zukunft und den nächsten Jahren zeigen, dass wir dieses Ehrenamtspreises würdig sind“, versprach sie. Weitere Projekte seien bereits in Planung. „Kommen Sie zu uns nach Limeshain, wir sind einen Ausflug wert“, rief sie die Besucher auf.

Die „Grätsche gegen Rechtsaußen“ aus Echzell sei ein Verein, „von dem ich wünschte, dass er nicht nötig wäre“, bemerkte Dr. Matthias Görlach in seiner Laudatio. Denn entstanden war der Verein aus dem Engagement der Bürger gegen den Zuzug von Rechtsradikalen in ihre Gemeinde. Die Aktionen der „Grätsche gegen Rechtsaußen“ hätten nicht nur gezeigt, dass es in Echzell entschiedenen Widerstand gegen Extremismus und Intoleranz gebe. Sie hätten auch den Erfolg gehabt, dass die Strukturen, die dort von Rechtsradikalen aufgebaut werden sollten, schnell wieder zerfielen.

Der Verein werde ausgezeichnet, weil er das Grundproblem, das hinter dem Auftauchen von Rechtsradikalen stehe, erkannt habe und weiter bearbeite. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen kläre die „Grätsche gegen Rechtsaußen“ über rechtsradikale Tendenzen und rechtes Gedankengut auf. „Ich halte insbesondere den Kontakt mit anderen Vereinen, gerade den Sportvereinen, die in unserer Gesellschaft noch am ehesten als Ansprechpartner für die heranwachsende Generation fungieren, für extrem wichtig“, betonte Görlach.

Vorsitzender Manfred Linss wies darauf hin, dass „angesichts des Vormarschs der rechten Populisten in Europa und der Wetterau“ die Aufklärung nötiger denn je sei. „Kleinigkeiten, die in Richtung Rechtsextremismus gehen“, seien im Alltag überall anzutreffen. Seine Vorgängerin Olivia Bickerle dankte ausdrücklich Gnadl, die den Verein von Anfang an begleitet und unterstützt habe. „Es hat in der Vergangenheit für uns in Echzell körperliche und psychische Repressalien gegeben“, betonte sie die Belastungen durch die Vereinsarbeit. Die Auszeichnung mit dem Ehrenamtspreis mache Mut, weiterzuarbeiten.

 Laudator Jochen Schmitt wunderte sich, dass er die Arbeit des Vereins „Kunst & Kommunales“ im benachbarten Assenheim lange nicht bemerkt habe, obwohl er schon 44 Jahre in Karben wohne. Man müsse manchmal über den Tellerrrand schauen, um Neues zu entdecken. Vielfältig bereichere der Verein das kulturelle Leben in der südlichen Wetterau. Dazu gehörten Kunstausstellungen und Diskussionsrunden in der ehemaligen Synagoge, Lesungen, die Aufarbeitung der Altstadtkultur, aber auch die Vorstellung fremdländischer Kulturen, das Altstadtfest und der Niddataler Weihnachtsmarkt. „Ihre Arbeit ist für mich Beleg, dass auch in kleineren Kommunen ein facettenreiches kulturelles Leben möglich ist“, lobte Schmitt.

 

© Kreis-Anzeiger  23.11.2013

 

„Grätsche gegen Rechtsaussen“ erhält Ehrenamtspreis der SPD-Wetterau 2013

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Preisträger,

wenn wir in den vergangenen Jahren Vereine geehrt haben, waren das in aller Regel Vereine und Gruppierungen die schon seit Jahrzehnten aktiv waren. Wenn wir heute Abend einen Verein dabei haben, der als eV. erst seit 3 Jahren existiert, dann muss es wohl einen anderen Grund haben als die, sehr wichtige, Honorierung langjährigen Engagements. Hier und jetzt geht es um die besondere Aufgabenstellung die sich der Verein zu Eigen gemacht hat und um die Art und Weise wie er das tut.

Einem Verein zur Förderung demokratischen Bewusstseins, so beschreibt sich der Verein selbst auf seiner wunderbar aufgemachten und aktuellen Homepage. Das ist schon mal sehr ungewöhnlich in Zeiten, in denen politisches Engagement nicht gerade „in“ ist, und gerade junge Leute sich am ehesten noch an singulären Aktionen beteiligen, die sie gerade aktuell betreffen.

Und so ist es auch kein Zufall, dass der Anlass zur organisierten Arbeit ein aktuelles einzelnes Ereignis war, nämlich der Zuzug offensichtlich rechtsradikaler Menschen nach Echzell und in der Folge die mehr oder weniger offene Veranstaltung von Neonazitreffen in der dann in kurzer Zeit landesweit bekannten Hofreite. Es ehrt die Echzeller, das die bald gegründete Bürgervereinigung sehr deutlich dokumentiert hat, das Echzell das nicht gewillt ist zu akzeptieren und 2010 mit einem überregional wahrgenommenen Festival gegen rechts Aufmerksamkeit erregt hat.

In Echzell hat die Rechtsextremistische Gruppe eine perfide Mischung aus Jugendclub, tabledance-bar und Agitation benutzt um Jugendliche und junge Erwachsene in ihr Lager zu ziehen. Pöbeleien und Bedrohungen der Nachbarschaft waren an der Tagesordnung. Die unmittelbare Nachbarschaft aber auch der Rest des Ortes litt unter diesen Zuständen.

Letztlich, nachdem sich deutlich öffentlicher Protest artikuliert hat, sind die Protagonisten dann auch ins Visier der Staatsgewalt geraten, der Hauptdrahtzieher ist Ende 2012 wegen 44 verschiedener Delikte unter anderen Waffenbesitz, Drogenhandel und Volksverhetzung für 6 Jahre hinter Gitter gewandert, der Rest ist auf Tauchstation, das Gehöft verkauft.

Übrigens eine Parallele zu meiner Heimatstadt Butzbach, in der sich vor gut 10 Jahren ebenfalls junge Rechtsradikale niedergelassen haben und sogar eine Periode einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung hatten. Auch dort, so glaube ich, war es das überparteiliche Engagement vieler, die der Truppe klar gemacht haben, dass wir in unserer Stadt keinen Platz haben für Rassismus und Intoleranz. Der bekennende Neonazi samt Anhang ist dann ebenfalls schnell wieder weggezogen, nach diversen Zwangspausen in Strafanstalten, übrigens nach Ostdeutschland.

Aber das Grundproblem ist damit weder in Butzbach noch in Echzell, noch anderswo wirklich erledigt. Wie geht man damit um, das solche Menschen sogar bei einer Kommunalwahl genügend Stimmen für einen Sitz im Parlament bekommen. Wie geht man damit um, dass in immer noch zu vielen Köpfen Unwissen, Angst, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz eine so gefährliche Mischung ergeben.

Einige Aktive in Echzell haben offensichtlich auch sehr schnell gemerkt, das sich diese Problematik nicht in diesem einzelnen Vorgang in einem Ortsteil erschöpft, sondern, wenn man langfristig etwas dagegen tun will und auch damit Erfolg haben will, über die Ortsgrenzen hinaus aktiv werden muss und auch nach anderen Wegen suchen muss, die Menschen zu erreichen.

Das ist der eigentliche Grund warum wir ausgerechnet die „Grätsche“ hier ehren wollen, denn dafür wurde sie als eingetragener Verein mit Frau Bickerle an der Spitze im Oktober 2010 gegründet. Und sie hat sie dieses Anliegen seit Ihrem Bestehen mit Fantasie und Geschick umgesetzt.

Beispielgebend möchte ich hier erwähnen, die Aktion „Vereint Zeichen setzen“ mit der die „Grätsche“ im Verbund mit dem Sportkreis Wetterau, dem Musikzug Blofeld, dem SV Echzell, dem Tennisclub Florstadt Dem TV Gettenau und der SG Stammheim das bisher wohl größte und eindrucksvollste Zeichen für Demokratie und Toleranz in der Wetterau mit weit über 1000 Teilnehmern am 15.06.2013 organisiert hat.

Nur die Insider wissen, dass für so ein Projekt ein Vorlauf von etlichen Monaten nötig war, um die finanziellen, rechtlichen und organisatorischen Dinge ins Laufen zu bringen. Auch hierzu nochmals meinen herzlichen Glückwunsch. Ebenso ungewöhnlich ist die Präsenz eines solchen Vereins auf der Buchmesse in Frankfurt, wie gerade im Oktober geschehen. Nicht um sich selbst herauszustellen, sondern um, in Kooperation mit der Initiative „Respekt, kein Platz für Rassismus“ und anderen, das gemeinsame Anliegen einer möglichst großen Öffentlichkeit nahezubringen. Überhaupt erscheint mir als Stärke der „Grätsche“, dass sie mit den anderen Initiativen und Verbänden recht gut vernetzt ist etwa mit dem lokalen Aktionsplan BunterLeben oder dem Beratungsnetzwerk Hessen. Das gibt Ihr eine Reichweite die deutlich über die lokalen Grenzen hinausgeht. Auch die Vereinshomepage ist hier als aktuell und vorbildlich zu erwähnen und dient genau diesem Ziel. Sie ist bunt, sie ist informativ und vor allem nicht oberlehrerhaft und nicht trocken, wie einem solche Dinge beim besten Willen leider nur zu oft geraten.  Kurzum: die „Grätsche“ hat in dieser kurzen Zeit sehr viel zur Förderung des demokratischen Bewusstseins, wie es der Vereinnahme ja ausdrückt, beigetragen. Ich halte insbesondere den Kontakt mit den anderen Vereinen, gerade den Sportvereinen, die in unserer sich schnell wandelnden Gesellschaft noch am ehesten als Ansprechpartner für die heranwachsende Generation fungieren, für extrem wichtig. Ich freue mich sehr dass ganz viele Wetterauer Sportvereine, aber auch kulturschaffende Vereine oder die Feuerwehren, diese Aufgabe der demokratischen Erziehung und der Förderung des Gemeinsinns unserer jungen Menschen auch zunehmend erkennen und annehmen. Das ist wiederum auch ein Verdienst dieses Vereins, er hat dabei in den letzten Jahren eine hervorragende beratende, aufklärende und organisatorische Rolle gespielt. Ich wünsche Ihren Aktiven und insbesondere dem Vorstand, jetzt mit Manfred Linss an der Spitze, die Geduld und Ausdauer die es am Ende immer braucht, wenn man langfristig Erfolg haben will.

Herzlichen Glückwunsch zur Ehrung.

Dr. Matthias Görlach