Frankfurter Rundschau – Der Streit um das Logo

Das Projektbüro zum Lokalen Aktionsplan (LAP) Mittlere Wetterau für das Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ läuft nunmehr unter der Trägerschaft des Fördervereins der Kurt-Moosdorf-Schule. Zwischen dem bisherigen Träger, dem Verein „Grätsche gegen Rechtsaußen“, und der Gemeinde Echzell, die die Federführung unter den am LAP beteiligten Kommunen inne hat, ist es zu einem Zerwürfnis gekommen.

Die „Grätsche“ will sich aber weiterhin mit Projekten in den Aktionsplan einbringen, sagt Vorstandsmitglied Manfred Linss. Auch der Sitz im Begleitausschuss soll nicht aufgegeben werden. Dort wird über die Förderung von Projekten entschieden.

Grund für die Trennung soll letztlich das Logo der „Grätsche“ gewesen sein, dass der Verein auf alle Info-Materialen angebracht sehen wollte. Das wertete Thomas Alber von der lokalen Koordinierungsstelle im Echzeller Rathaus als einen Verstoß. Die „Grätsche“ legte daraufhin zunächst Widerspruch ein, zog ihn dann aber wieder zurück und legte gleichzeitig die Trägerschaft für das Projektbüro nieder. Das geschah bereits Anfang April, ohne eine große Öffentlichkeit zu informieren.

„Das Logo war nur die Zuspitzung des Streits gewesen“, berichtet Alber. Die „Grätsche“ habe eine andere Auffassung in der Führung des Projektbüros. Man habe sich zu sehr in das Inhaltliche des LAP einbringen wollen, statt sich der eigentlichen Aufgabe, dem Aufbau von Strukturen zu widmen, so Alber.

Die Inhalte sollen nach seiner Auffassung zivilgesellschaftliche Institutionen wie Kirchen, Schulen oder Vereine mit Projekten gegen Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus füllen.

Das Projektbüro nehme beim Aktionsplan eine neutrale Vermittler- und Begleiterrolle ein. Eine Nachfrage bei der Regiestelle des programmzuständigen Bundesfamilienministerium habe ihn in seiner Auffassung bestätigt. Aus diesem Grund habe auch keine der vier beteiligten Kommunen – das sind Echzell, Florstadt, Reichelsheim und Wölfersheim sowie das Regionalmanagement Oberhessen – sein Wappen auf das Informationsmaterial drucken lassen.

„Dass der Projektträger sich mit seinem Logo kenntlich macht, ist nicht nur zulässig, sondern auch erwünscht“, erwidert Linss und bezieht sich auf das PR-Handbuch des Bundesministeriums. Das Vereinsemblem signalisiere dem Bürger und Projektakteuren, es handele sich nicht um Materialen von den Kommunen. Mit der Untersagung habe die Gemeinde ihre Hoheit im LAP ausgespielt, steht für Linss fest. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung habe sich nach einer „sehr kontroversen Diskussion“ aber die Mehrheit der Mitglieder gegen das Einlegen von Rechtsmitteln ausgesprochen.

Sabrina Lauster, die das im November 2011 eröffnete Projektbüro führt, ist aus der „Grätsche“ ausgetreten. Linss bemerkt hierzu, dass Lauster damit einem Ausschlussverfahren zuvorgekommen sei. Der Vorstand wirft der Honorarkraft unloyales Verhalten vor, weil sie früh erklärt habe, sie werde auch bei einem Wechsel des Trägervereins weiterhin ihre Aufgabe wahrnehmen.

Dass ein Schulförderverein nun als Träger eingesetzt ist, stößt bei Linss auf Unverständnis. Für ihn besitzt der Vorgang ein Geschmäckle: „Der Echzeller Bürgermeister Dieter Müller (SPD) ist Vorsitzenden des Fördervereins.“

Alber sieht hingegen das Einsetzen des Fördervereins als alternativlos. „Wir haben im Ort keine AWO oder einen ASB, die die Funktion übernehmen könnten“, sagt er. Der Trägerwechsel habe sich außerdem positiv auf die Entwicklung des LAP ausgewirkt. „Es kommen jetzt mehr Projektanmeldungen von Schulen und Vereinen“, berichtet Alber.

 

© Frankfurter Rundschau 09.06.2012  

 


Wetterauer Zeitung – Grätsche setzt sich für »Respekt« ein

Der Verein »Grät-che gegen Rechtsaussen« unterstützt die Initiative »Respekt! Kein Platz für Rassismus. Deren Ziel ist es, Benachteiligungen – etwa aufgrund ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, wegen einer Behinderung oder sexueller Orientierung – zu verhindern. »Die Zugehörigkeit zu einer Minderhieit hat sich niemand ausgeucht Sie ist vielmehr das Resultat verschiedener Umstände, für die man oft selbst gar nichts kann«, betont Manfred Linss, Vorsitzender der Grätsche, in einer Pressemitteilung. »Es ist wichtig zu erkennen, dass man selbst ganz schnell zum Teil einer Minderheit werden kann. Beispielsweise durch einen Verkehrsunfall.« Respekt sei eine entscheidende Grundlage für das Zusammenleben in einer Demokratie. Nur so sei auch Toleranz möglich. »Wir wollen noch mehr Firmen und Vereine gewinnen, die an dieser Aktion teilnehmen«, plant Linss. 

© Wetterauer Zeitung 05.06.2012  

 


Frankfurter Neue Presse – Kompetenzgerangel: Grätsche gegen Rechtsaußen fliegt aus dem Spiel

Eigentlich sollten alle an einem Strang ziehen, wenn es um Projekte gegen Rechts geht. Doch in Echzell ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Der Projektträger des Landesaktionsplanes Mittlere Wetterau ist jetzt ausgestiegen.

Grätsche gegen Rechtsaußen war bislang der Ansprechpartner, wenn es um Angebote gegen Rechts geht. Der Verein hat die Trägerschaft niedergelegt. Manfred Linss vom Vorstand ist enttäuscht: „Der Streit mit der Gemeinde Echzell ist eskaliert. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe hat es nie gegeben.“ Es gab sogar ein juristisches Nachspiel, doch ein Widerspruch wurde vom Verein zurückgezogen.

Die Grätsche war Projektträger des Bundesprogrammes Landesaktionsplan Mittlere Wetterau (LAP). Mit 230 000 Euro Fördergeldern sollen bis Ende 2013 in Echzell, Wölfersheim, Florstadt und Reichelsheim Strukturen aufgebaut werden, die ein nachhaltiges Arbeiten gegen Neonazis ermöglichen sollten. Echzell ist auch der Sitz der Old Brothers, deren Anführer Patrick W. in den vergangenen Wochen öfters Schlagzeilen machte.

Tischtuch zerschnitten

Der Streit entzündete sich auch daran, dass die Grätsche nicht mit ihrem Logo auf Veröffentlichungen zu sehen war. „Ohne Logo erteilen wir keine Beauftragung für ein Projekt“, schildert Linss dazu. Das Tischtuch war zerschnitten, zum 1. April wurden dem Verein keine Mittel mehr zur Verfügung gestellt. Inzwischen hat sich die Grätsche zurückgezogen. „Wir wollen dem Programm nicht schaden, denn es ist eine gute Sache“, sagt Linss. Dennoch ist er von der Gemeinde Echzell als federführende Kommune enttäuscht. „Schließlich wäre es ohne die Grätsche nie zum Zuschlag für das Projekt gekommen“, ist sich Linss sicher.

Neuer Projektträger ist der Förderverein der Kurt-Moosdorf-Schule. Für Linss hat diese Besetzung ein Geschmäckle. Vorsitzender des Fördervereins ist Echzells Bürgermister Dieter Müller (SPD). Sabrina Lauster vom für das Programm zuständigen Projektbüro wechselte ebenfalls die Seiten. Sie war einst im Vorstand der Grätsche, gehört nun dem Fördervein an.

„Rolle falsch verstanden“

Lauster habe gegen den Verein gearbeitet, sei dem Rauswurf durch ihren eigenen Austritt zuvorgekommen. Linss vermutet, dass man den Förderverein einfacher vor den Gemeinde-Karren spannen könne. „Der Förderverein hat so viel mit Projekten gegen Rechts zu tun wie der Metzger mit Schnürsenkeln“, sagt Linss. Die Grätsche will weiter Fahrten nach Buchenwald anbieten und plant ein sportliches Festival in Kooperation mit dem SV Echzell. Sie will auch den LAP weiter unterstützen, Projekte einbringen und Vereine beraten.

„Die haben ihre Rolle von Anfang an falsch verstanden“, sagt dagegen Thomas Alber von der Gemeindeverwaltung. Beim Projektträger handele es sich um den Mittler, der Strukturen schaffen solle. Über die Projekte selbst entscheide ein Begleitausschuss. Der Verein habe das nie verstanden.

Alber verlangt vom Verein jetzt eine beleghafte Abrechnung, um überschüssige Gelder zurück an den Bund zu leiten. Die können dann über die Regiestelle des Bundes wieder an den Förderverein ausgezahlt werden. „Die Zusammenarbeit mit dem Förderverein ist unkomplizierter. Das ist nötig, um in den verbleibenden anderthalb Jahren bis Projektende dauerhafte Strukturen zu schaffen“, sagt Alber.

Zur Personalie Lauster sagt Alber: „Sabrina Lauster ist freiberufliche Honorarkraft. Durch ihre Vorstandstätigkeit in der Grätsche kamen Forderungen seitens des Vereins auf, die sie aber in ihrer Verpflichtung zum Projektbüro nicht erfüllen konnte. Sie saß zwischen den Stühlen, deswegen kam es wohl auch zum Streit.“

 Der habe nicht nur verbal stattgefunden, Mitglieder der Grätsche seien handgreiflich geworden, hätten versucht, Lauster das Notebook mit den Dateien zum Programm zu entreißen. Lauster leiste hervorragende Arbeit. „Was jetzt passiert, ist Nachtreten unter der Gürtellinie, sagt Alber, der die persönliche Enttäuschung der Mitglieder aber verstehen könne.

 

© Frankfurter Neue Presse 05.06.2012  

 


Wetterauer Zeitung – Streit um LAP: Grätsche gegen Rechtsaussen zieht sich zurück

Der Verein Grätsche gegen Rechtsaußen hat die Trägerschaft für die Projekte »Öffentlichkeitsarbeit« und »Externe Koordinierungsstelle, Projektbüro« des Lokalen Aktionsplans Mittlere Wetterau (LAP) niedergelegt. Das teilte der Verein gestern Nachmittag mit. Hintergrund ist ein Streit zwischen der Grätsche und den am LAP beteiligten Kommunen Echzell, Reichelsheim, Florstadt und Wölfersheim.

Am Wochenende der Echzeller Gewerbeausstellung war bekannt geworden, dass die Grätsche bereits seit dem 1. April nicht mehr Träger des LAP-Projektbüros ist. Die Aufgabe hat der Förderverein der Kurt-Moosdorf-Schule übernommen. Thomas Alber von der lokalen Koordinierungsstelle hatte den Wechsel damit begründet, es habe an verschiedenen Stellen einen Dissens mit der Grätsche gegeben. Doch die wollte den Verlust der Trägerschaft nicht hinnehmen und legte Widerspruch ein. Mit dem Niederlegen der Trägerschaft sei der Widerspruch hinfällig, betonte gestern der Vereinsvorsitzende Manfred Linss auf WZ-Nachfrage. »Die Gemeinde will keinen kritischen Partner, sondern jemanden, der ohne nachzufragen die Unterschrift setzt. Das Spiel spielen wir nicht mit.« Die Grätsche werde den LAP aber auch weiterhin unterstützen. Linss: »Weil wir ihn für eine gute Sache halten.« 

© Wetterauer Zeitung 01.06.2012